Die Seurat in Deutchland

Yrjö Tala: Siionin Lähetyslehti 9/2000, 30 – 31

Herzlich willkommen, Finnen, in Herzlake! So begann die freundliche Information von den zweitägigen Versammlungen in dem monatlichen Gemeindegruß der Herzlaker Christusgemeinde. Am vorigen Tag konnten wir auch in der Meppener Tagespost lesen: Finnischer Pfarrer predigt in Herzlake! Alle waren ebenso herzlich eingeladen, Finnen und Deutsche.

Herzlake ist keine Großstadt, son dem ein Dorf; doch unserer Meinung nach ein Ballungszentrum. Es liegt zirka 100 Kilometer südwestlich von Bremen. Die niederländische Grenze ist nur 50 Kilometer von Herzlake entfernt. Nicht weit von hier liegt auch die Stadt Enschede, wo kurz nach unserem Besuch eine große Explosionsunglück passierte. Herzlake ist hauptsächlich katholisch. Lutheraner sind nur eine kleine Minorität. Die Grenze zwischen den Kirchen ist nicht mehr so genau. Ein Katholik kann heutzutage z. B. am lutherischen Gottesdienst teilnehmen, wie auch am Sonntagmorgen geschah. Das freute uns, weil das Evangelium an alle Kreaturen gepredigt werden soll.

Schon vorher hatte der Bruder Ernst Stöber viele Vorbereitungen gemacht. Ein pünktliches Programm war mit deutschen und entsprechenden finnischen Liedern versehen und wurde allen GäSten geteilt. Alle konnten auf ihre eigene Sprache singen. Der gemütliche Gemeindesaal war rechtzeitig für die Zusammenkünfte reser viert. Über die Möglichkeit, im Gottesdienst die Predigt zu halten, war mit der Gemeinde übereingekommen worden. Die Beförderungen klappten fein. Viel Sorge und Mühe hatte auch die Schwester Marja Stöber gehabt. Die Übernachtungen der Gäste waren in Ordnung, kostenlos oder preiswert. Auf dem Tisch gab es viel Selbstgebackenes. Alles war fertig für die Versammlung.

Unser Bruder Ernst hat ein wichtiges finnisches Wort ins Deutsche übertragen. Weil er nicht ein völlig entsprechendes deutsches Wort für unsere Zusammenkunft gefunden hat, spricht er von der Seurat. Also die Zusammenkunft, die Versammlung heißt am genauesten auf Deutsch die Seurat. Doch muß man zugleich den Deutschen erklären, was das finnische Wort bedeutet.

Am ersten Tag wurde in der Seurat vom Verlorenen Sohn gepredigt. Kari Lumme berichtete, wie er vor einigen Jahren in St. Petersburg ein großes Gemälde von Rembrandt gesehen hatte. Es hieß: "Die Heimkehr des Verlorenen Sohnes." lm Gemälde war ein junger Mann mit seinen schmutzigen und zerlumpten Kleidern vor seinem alten Vater aufs Knie gefallen. Die Kinder Gottes dürfen ihrem himmlischen Vater dafür danken, daß Gott sie in seiner Gemeinde behütet und geschutzt hat. Es gibt aber viele Leute, die weit von Gott sind. Die Kinder Gottes predigen bier aller Kreatur das Evangelium. Sie habefl auch das Recht, dem bußfertigen Menschen die Vergebung aller Sünden zu verkündigen.

Am Abend des ersten Tages hörten wir eine Einleitung für die Besprechung. Das Thema "Der Zeitgeist" erstaunte Ernst. Es war genau dasselbe, von dem sie gerade in Deutschland gesprochen hatten! Kari hatte ein aktuelles Thema gewählt. Obgleich ein Gotteskind in die Sünde fallen, sogar am Glauben den Schilfbruch leiden kann, ist es auch möglich im Glauben bewahn zu bleiben. Obgleich die Weltlichkeit und die weltlichen Sitten uns umstricken, ist die Kraft des Blutes Jesu auch unsere Kraft im Kampf des Glaubens. Wir sind gleichzeitig sündig und gerecht. Wir wollen hier im Glauben kämpfen und wachen, obgleich der Zeitgeist uns erschöpft. Der Glaube hat einmal eine große Belohnung.

Während des Abends wurde von vielen Sachen gesprochen. Der Mensch ist schwächer als er vermutet. Die Kontakte zwischen Gotteskindern sind sehr wichtig. lm Ausland wundert man sich oft über die Sitten der Gläubigen. Wie könnten wir dann von unserem Glauben berichten? Es fehlt uns oft an passenden Wonen, aber ein Gläubiger predigt auch ohne Worte, mit seinem Leben, Wesen und Benehmen. Wir sind offene Briefe Christi in der Welt.

Sonntagmorgen in Herzlake war hell und schön. Schon um 9 Uhr begann der Gottesdienst der evangelisch-lutherischen Christusgemeinde. Wir waren zirka 70 in der kleinen Kirche. Es herrschte da eine warme Stimmung. Der Predigttext war aus dem Brief des Paulus an die Kolosser. Der Glaube der Kolosser war in Gefahr gekommen. Vielleicht hatten die Kolosser vergessen, wie wichtig die tägliche Sündenvergebung war. Der richtige Glaube ist immer in Gefahr in der Welt. Wir können unseren Siegespreis verlieren. Darum dürfen wir uns selber fragen, was für einen Brief der Apostel uns heute schreiben wollte. Es hängt von unserer Situation vor Gott ab. Nur eins ist uns immer nötig, allein an Christus zu glauben, wie zu Beginn, als wir gläubig wurden. Das heilige Abendmahl am Ende des Gottesdienstes erquickte unseren Glauben. In der Urgemeinde waren alle Gnadenmittel im täglichen Gebrauch.

Der zweite Versammlungstag war auch der Tag des Abschieds. Die Abschiedstimmung war auch in der Predigt von den Emmausjüngern zu hören. Das heilige Evangelium aber tröstete uns. Wir sind immer unterwegs. Darum ist es wichtig, zusammen zu bleiben. Wir haben auch viele Fra- gen. Wenn wir aber miteinander unsere Fragen besprechen, können wir vielleicht plötzlich bemerken, daß wir mit Jesus gesprochen haben. Je mehr wir Gottes Wort hören, desto heller wird unser dunkler Weg, desto brennender unser zweifelndes Herz. Der Heiland will bei den Seinen bleiben, obgleich er sich ab und zu stellt, als wollte er weitergehen. Die Kinder Gottes sind einerseits fremd und zerstreut wohnend, aber anderseits nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

Viele Versammlungsgäste waren aus der Ferne, aus Süddeutschland, sogar aus Österreich nach Herzlake gekommen. Sie arbeiten oder studieren in Mitteleuropa. Diese Reise war jemandem teurer als die Sommerversammlungsreise in Finnland. Die Zusammenkünfte der Gläubigen sind aber hier selten - und wert des Kommens.

Päivitetty 02.01.2005 01:27
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